Der »Bibel-Prediger«

Prediger Haymo Müller

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12.12.2020: Die Erkenntnis Gottes

„Darin besteht aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Johannes 17,3).

Die Erkenntnis Gottes ist für das geistliche Leben eine absolute Notwendigkeit. Sie ist ewiges Leben. Nicht das verstandesmäßige Wissen, das wir von anderen empfangen oder durch unsere eigene Denkkraft erlangen, sondern die lebendige, erfahrungsmäßige Erkenntnis, in der sich Gott der Seele zu erkennen gibt. Wie die Sonnenstrahlen an einem kalten Wintertag unseren Körper mit ihrer Glut erwärmen, so lässt der lebendige Gott die lebensspendenden Strahlen seiner Heiligkeit und Liebe in die Seele fallen, die auf ihn wartet.

Warum wird uns im allgemeinen die Erfahrung dieser lebensspendenden Kraft so selten zuteil? Weil wir Gott nicht genügend Zeit geben, sich uns zu offenbaren! Wir glauben, recht gut zu wissen, wie man im Gebet mit Gott spricht und vergessen, dass sich Gott in erster Linie dem Menschen zu erkennen gibt, der im Gebet vor ihm still wird. Gottes Gegenwart wird vor allem durch die auf uns ruhende und in uns wohnende, verborgene, aber mächtig wirkende Gotteskraft geoffenbart. Seine Gegenwart und Liebe persönlich erfahren zu dürfen, ist in der Tat ewiges Leben!

Gewiss haben manche Leser schon von Bruder Lorenz (1614–1691) gehört. Er trug ein tiefes Verlangen nach Gott in sich und trat zu diesem Zweck in ein Kloster ein. Dort versorgten ihn seine geistlichen Ratgeber mit Gebetsbüchern. Doch bald legte er dieselben beiseite, weil er sich sagte: „Was nützen alle diese Gebete, wenn ich den Gott, zu dem ich bete, nicht kenne?“, und er glaubte fest daran, Gott werde sich ihm offenbaren. So verbrachte er ausgedehnte Zeiten in schweigender Anbetung, um völlig unter den Einfluss dieses allgegenwärtigen, großen und heiligen Wesens zu kommen und setzte diese Gewohnheit fort, bis er in späteren Jahren ganz bewusst und beständig in der Gegenwart Gottes lebte und seine segensreiche Nähe und bewahrende Gnade erfuhr. Wie die Sonne, die jeden Morgen aufgeht, das Pfand für das Licht des Tages darstellt, so wird die stille Zeit, in der wir uns Gott hingeben und von ihm bescheinen lassen, zum Pfand seiner den ganzen Tag auf uns ruhenden Gegenwart und Kraft.

Lerne von der Sonne die große Lektion, die sie jeden Tag neu verkündet: Wie sie an einem kalten Wintertag auf uns scheint und uns erwärmt, so soll die Liebe und mächtige Kraft des lebendigen Gottes in dir zur Auswirkung kommen. Gott selbst wird sich dem Menschen, der auf ihn wartet, als Licht und Leben, als Freude und Stärke, offenbaren.

„… Erhebe (= lass leuchten) über uns, o HErr, das Licht deines Angesichts!“ (Psalm 4,7).

„Seid stille und erkennt, dass ich Gott bin! …“ (Ps. 46,11)