Der »Bibel-Prediger«

Prediger Haymo Müller

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15.02.2021: Vergeben, aber nicht vergessen

„Da braucht dann niemand mehr seinem Genossen und niemand seinem Bruder Belehrung zu erteilen und ihm vorzuhalten: ›Lernt den HErrn erkennen!‹, denn sie werden mich allesamt erkennen, die Kleinsten wie die Größten – so lautet der Ausspruch des HErrn –; denn ich will ihnen ihre Schuld vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken!“ (Jeremiah 31,34).

Bei der Enthüllung eines Denkmals in Bloemfontein (Südafrika) gehört auch ein dort tätiger Missionar zu den geladenen Gästen. Er bekam seinen Sitzplatz in der ersten Reihe der Tribüne am Fuß des Denkmals. Nach einer Weile begann die Sonne sehr heiß zu scheinen. Plötzlich bemerkte er, wie jemand von hinten einen Schirm über seinen Kopf hielt. Als die eine Ansprache beendet war, fragte er seinen Platznachbarn neben sich: „Wer ist so freundlich und beschützt meinen Kopf mit einem Schirm?“ Er nannte ihm den Namen einer angesehenen Persönlichkeit. Der Missionar war überrascht, drehte sich um und dankte herzlich. Etwas später flüsterte ihn sein Sitznachbar zu, der Betreffende – er war von Beruf General – habe dazu bemerkt: „Ich hätte dieses Vorrecht sogar mit Geld bezahlt.“ „So kann nur ein edler Mensch sprechen“, dachte sich der Missionar. Inzwischen war die Reihe zu sprechen an jenem General. Mit allem, was er sagte, war der Missionar einverstanden, außer mit seinen letzten Worten: „Vergeben – ja; vergessen – nie!“ Als die Feier vorüber war, hätte der Missionar dem General gerne noch gesagt: „Sie sagten soeben: ›Ich kann niemals vergessen!‹ Achten Sie wohl darauf, wohin das führen könnte!“

Mancher Christ muss bekennen, dass er mit diesen Worten — „Vergeben – ja; vergessen – nie!“ — betrogen worden ist. Bei Besuchen auf Bauernhöfen kann man Hunde beobachten, die, im Innern des Hauses Kühle und Schatten suchend, dazu die offene Haustüre benutzten. Von dort werden sie jedoch meistens wieder hinausgejagt und die Türe verschlossen. Es dauerte aber nicht lange, dann kommen sie einfach durch die Hintertüre wieder herein. Die Haustür entspricht dem Wort: „Ich will vergeben.“ Man möchte alle Gedanken des Hasses und der Abneigung weglegen. Aber leicht kehren diese als Worte wie: „Vergessen – niemals!“, durch die Hintertüre wieder zurück.

Viele Christen verlassen sich auf Gottes vergebende Liebe, denken aber nicht daran, dass, wenn Gott vergibt, er auch vergisst. „Ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken“, sagt Gott, wie wir es bei dem Propheten Jeremiah lesen. Der Apostel Paulus ermahnt uns in Kolosser 3,13: „Vergebt euch untereinander, gleichwie Christus euch vergeben hat, also auch ihr.“