Der »Bibel-Prediger«

Prediger Haymo Müller

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05.11.2020: Demut

Nach den Ausführungen, die wir bis hierhin in Anlehnung an verschiedene Auslegern formuliert haben, kommen wir nun darauf zu sprechen, dass sich die Gaben menschlicher Gelehrsamkeit und Weisheit schon früh selbständig gemacht haben, statt in der völligen Abhängigkeit vom Heiligen Geist zu bleiben, von der Jesus Christus gesprochen hatte. Die Folge dieser Gelehrsamkeit war eine Erhöhung des eigenen Ich, die den ganzen Unterschied zwischen dem Stolz auf das menschliche Wissen und der Demut offenbarte, die in der völligen Abhängigkeit von der Leitung des Heiligen Geistes liegt. Dazu folgende Überlegungen:

Der Schaden, den die geistigen Fähigkeiten des Menschen durch den Sündenfall erlitten haben, ist ungleich größer als der seiner natürlichen Triebe. Deshalb benötigen jene auch mehr Selbstverleugnung. Um dies zu verstehen, müssen wir zwei Dinge festhalten: Erstens, dass unsere Erlösung darin besteht, dass wir von uns selber, d.&xnbsp;h. von allem, was wir natürlicherweise sind, befreit worden sind, und zweitens, dass der Natur dieser Dinge entsprechend, niemand und nichts unser Erlöser oder unsere Erlösung sein könnte, als eine unserer menschlichen Natur verliehene, über alles erhabene göttliche Demut. Kein Wunder, dass Jesus Christus dem gefallenen Menschen die Bedingung stellt: „Ein jeglicher, der sich nicht selbst verleugnet und absagt allem, was er hat, dazu seinem eigenen Leben, der kann nicht mein Jünger sein“ (Matthäus 16,24; Lukas 9,23; 14,33). Und weil er weiß, dass dies erst den Anfang der Erlösung bedeutet, setzt er hinzu: „Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“ (Matthäus 11,29). Was für eine Erleuchtung für den Menschen, der das göttliche Licht liebt und erträgt: Das Ich ist das große Übel der gefallenen Natur. Selbstverleugnung macht uns erlösungsfähig. In der Demut liegt der Zugang zu unsere Erlösung.

Alle Untugenden gefallener Engel und Menschen haben ihren Ursprung im Hochmut des Ich, in der Verleugnung Gottes und in der Vergottung des Ich. Gottesleugnerisch ist das Ich, weil es Gott ablehnt, und götzendienerisch, weil es sein eigener Götze ist. Alle Tugenden des göttlichen Lebens dagegen sind Tugenden der Demut. Ohne Demut keine Freude, kein Lobpreis, keine himmlische Herrlichkeit. Demut allein kann die unüberbrückbare Kluft zwischen Himmel und Hölle überbrücken. Das Evangelium lässt keinen Zweifel darüber aufkommen, dass es auf der ganzen Welt nur eine Demut gegeben hat und geben wird, nämlich die Demut Jesu Christi!

Die Demut ist für das Glaubensleben bedeutend wichtiger, als wir meinen. Sie ist nicht nur eine unter vielen Tugenden, sondern der Seele erstes und tiefstes Bedürfnis. Die Demut lässt uns unsere Hilflosigkeit und Unfähigkeit zum Guten erkennen und ermutigt uns, auf die Demut unseres Heilandes als auf etwas zu blicken, das er in seinem Leben für uns errungen und als Antwort auf unseren Glauben gewiss in uns wirken wird.