Der »Bibel-Prediger«

Prediger Haymo Müller

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13.11.2020: Zweierlei Wissen

Alles Gute und Tugendhafte kann uns auf zweierlei Arten beigebracht werden. Die eine Art umfasst mehr die äußere Belehrung durch menschliche Vorschriften und Gebote, die andere kommt als wahre Geburt unseres eigenen erneuerten Geistes in uns zustande. Die erstere Art verändert bestenfalls unser äußeres Benehmen, indem sie unsere Neigungen einem falschen Zwang unterwirft. Obwohl dieser Weg zur Erlangung von Güte unvollkommen ist, ist er notwendig und hat seine bestimmte Zeit. Doch darf er nur von beschränkter Dauer sein, so wie das Gesetz dem Evangelium als Zuchtmeister diente. Denn von diesen äußeren Belehrungen – ob sie von frommen Menschen stammen oder aus der Heiligen Schrift – gilt das gleiche, was der Apostel vom Gesetz sagt, nämlich, dass es nicht vollkommen mache. Zwar ist es uns auf dem Weg zur Vollkommenheit eine große Hilfe, wahrhaft gut und gewinnbringend aber ist die Heilige Schrift nur, wenn sie eine Erlösung bewirkt, die nicht ihr selbst, sondern dem Glauben an Jesus Christus entspringt. Ihre Belehrung hilft uns nur dazu, die Quelle und den Ursprung alles Lichtes und aller Weisheit zu suchen und zu finden. Die Heilige Schrift führt uns also zu etwas hin, das besser ist als sie selbst, zu etwas, das wahres Licht, wahres Leben und wahre Kraft zur Heiligung in uns erzeugen kann.

Diese zwei Arten von Belehrung bewirken natürlicherweise auch zweierlei Arten von Tugenden und Güte. Wer sich Tugend und Güte nur durch äußere Mittel – durch Menschen oder Bücher – angeeignet hat, wird der Zeit, dem Ort und der äußeren Form entsprechend gut und tugendhaft sein. Auch kennt dieser Stand Werke der Demut und der Liebe und bestimmte Zeiten und Formen des Gebets entsprechend der Art der empfangenen Belehrung. Den Geist des Gebets, der Liebe, der Demut aber erlangt man nicht durch äußere Belehrung, sondern nur durch die Wirkung des Lichtes und Geistes Gottes, indem ein neuer Geist in uns geboren wird.

Die äußere Belehrung mit ihrem unvollkommenen Zustand der Güte finden wir in unseren Gemeinden weit verbreitet. Lasst uns von ganzem Herzen an die unmittelbare Eingebung und Wirkung des Heiligen Geistes glauben, der uns als ein in uns gegebener Geist himmlisches Leben vermitteln kann.