Der »Bibel-Prediger«

Prediger Haymo Müller

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15.11.2020: Vom Sterben des eigenen Ich

Gewiss werden sich manche fragen, ob die Überwindung des eigenen Ich tatsächlich so einfach, leicht verständlich und unmittelbar wirksam ist. Bezeugen nicht fast alle Lehren des Menschen, dass auch jahrelange Übung kaum ausreicht, um in den Besitz einer dieser vier Tugenden zu gelangen? Ich habe dich auf die Sanftmut, Güte, Hingabe und Demut hingewiesen, als den kürzesten Weg, dem Ich abzusterben, weil Umkehr und Glaube dir tatsächlich den Genuss dieser Tugenden vermitteln, etwa so, wie Zöllner und Sünder durch bloßes Sich-hinwenden zu Jesus Christus Hilfe und Erlösung von ihm empfangen. Der Grund, warum du dich bisher vergeblich nach diesen Tugenden ausstrecktest, liegt darin, dass du sie unter der Vielfalt menschlicher Gebote und Satzungen suchtest, anstatt mit der Einfalt des Glaubens. Wer in der Einfalt des Glaubens zu Jesus Christus kommt, der gelangt unmittelbar in den Genuss des Erbetenen.

„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken“ (Matthäus 11,28) – wie schlicht, einfach und zuverlässig ist dieser Weg des Friedens und des Trostes! Wozu eure Ordnungen und Gesetze, mit denen ihr vom eigenen Ich und von der Macht der Sünde befreit zu werden und die Erlösungskraft und Tugenden Christi zu gewinnen hofft? Ist Jesus Christus, nachdem er sein großes Werk vollendet hat, nicht gen Himmel aufgefahren? Steht ihm im Himmel und auf der Erde nicht alle Macht zur Verfügung? (vgl. Matthäus 28,18) Wie töricht, ihn als Heiland nun weniger ernst zu nehmen und weniger unmittelbare Hilfe von ihm zu erwarten, als zur Zeit seiner irdischen Wirksamkeit!

Vielleicht ist die Frage, die dich bewegt, weniger die, ob deine im Glauben vollzogene Hingabe an Jesus Christus dir so viel einbringen wird wie jenen, die zu ihm kamen, als er sich noch unter ihnen aufhielt, als vielmehr die andere, ob dir durch bloße glaubensmäßige Aneignung von Geduld, Sanftmut, Demut und Ergebung in Gott wirklich alles das zufließen wird, was die Jünger Jesu Christi durch ihren Glauben an ihn empfingen.

Wenn ich dich ermahne, bzw. ermutige, dich glaubend und hoffend diesen Tugenden auszuliefern, dann tue ich dasselbe, wie wenn ich dich im Glauben zu dem Lamm Gottes hinführe, denn das Lamm Gottes verkörpert die Vollkommenheit der Geduld, der Sanftmut, der Demut und der Ergebung in Gott. Ist darum nicht jedes aufrichtige Verlangen und Begehren, jede Neigung des Herzens, von diesen Tugenden beherrscht zu werden, eine direkte Hinwendung zu Jesus Christus, ein Ihn-Anbeten, ein Vor-Ihm-Niederfallen, eine Hingabe des eigenen Ich an ihn, die Vollkommenheit des Glaubens an ihn?

Allzu oft bringen wir den Glauben an Jesus Christus nur in Beziehung zu seinem vollbrachten Werk auf Golgatha. Indessen reicht seine Bedeutung viel weiter und tiefer. So dürfen wir uns im Glauben auch die Gnade und Gesinnung, die in Jesus Christus war, aneignen und durch den Geist als die unsrige empfangen. Alsdann wird dieser Glaube täglich geübt, bis die Tugenden Jesu Christi und seine Gnadengaben unser Eigentum geworden sind und seine Gesinnung wirklich in uns wohnt.