Der »Bibel-Prediger«

Prediger Haymo Müller

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22.11.2020: Fortwährende Selbstverleugnung

Der Tod unserer verdorbenen Natur, den ein geistliches Buch fordert, ist ein ebenso wirklicher und totaler Tod wie derjenige des himmlischen Lebens, den Adam im Paradies gestorben ist. Bis zum Ende unseres Lebens fordert jeder Schritt unseres Weges Verleugnung und Sterben unseres eigenen Ich. An etwas anderes als an die fortwährende, völlige Verleugnung unserer irdischen Natur zu denken, hieße das Wichtigste, auf das alles ankommt, zu übersehen.

Vielleicht freust du dich darüber, dass du im Wissen um diese Wahrheiten die köstliche Perle nun gefunden hast. Beachte aber wohl, dass sie dir erst gehört, wenn du alles, was du besitzest, verkauft und die Perle erworben hast. Nun ist aber dein eigenes Ich dein einziger Besitz. Außer ihm gehört dir in Wirklichkeit nichts. Von diesem Ich musst du dich trennen, bevor du die Perle erwerben kannst. Du musst also allem, was zu diesem Ich gehört, absterben, denn seine Natur ist verdorben und in ständiger Auflehnung gegen Gott, und alles, was es berührt, steckt es an. Alle bösen Launen stammen von dem Ich und werden von ihm genährt. Sobald du diesem Ich und dieser inneren Natur abgestorben bist, sind alle anderen äußeren Feinde mitüberwunden.

Die wahre Grundlage aller Frömmigkeit liegt in der Überwindung des irdischen Lebens, dem Adam im Sündenfall erlegen ist. Dem Leben, das uns an diese Welt bindet, abzusterben, ist darum das einzige Ziel, das es zu erreichen gilt. Jesus Christus selbst fordert uns zur Verleugnung dieses Lebens und zum Kreuztragen auf. Sobald sich die menschliche Seele weg vom Ich zu Gott hinwendet, sich selber abstirbt und im Geist und Wesen des HErrn Jesus Christus für Gott lebt, kann sie von Geiz und Sinnlichkeit, von einem weltlichen Geist, von Selbstinteresse und Selbstüberhebung, von Hass und Neid befreit werden.

Unter Frömmigkeit sich etwas anderes vorzustellen oder einen Anspruch auf wahre Heiligkeit erheben zu wollen, ohne dem alten Menschen völlig abzusterben, hieße Luftschlösser zu bauen. In Gott leben zu wollen, bevor man der eigenen Natur abgestorben ist, ist ebenso unmöglich, wie ein Weizenkorn sprießen kann, bevor es gestorben ist.

Das völlige Absterben des eigenen Ich ist die einzige Grundlage wahrer Frömmigkeit. Damit beginnt das geistliche Leben an der wahren Quelle: Es wächst aus dem Tod empor und wird in einem zerschlagenen Herzen geboren, das die Verbindung mit seinem eigenen natürlichen Leben abgebrochen hat.

Unser geliebter HErr Jesus Christus konnte erst aus dem Tod auferweckt werden und in die Herrlichkeit zur Rechten des Vaters emporsteigen, nachdem er am Kreuz gestorben war. Dies ist der neue, lebendige Weg, den er uns durch den Vorhang seines Fleisches in das Allerheiligste geöffnet hat (Hebräer 10,20). Und auf diesem neuen und lebendigen Weg, auf dem unser Fleisch gekreuzigt und dem Tod übergeben wird, dürfen wir in das Leben und die Freude der Gegenwart Gottes hier auf der Erde eingehen. Fortwährende Selbstverleugnung ist eines der Geheimnisse der ständig in uns wirkenden Gegenwart und Kraft Gottes.