Der »Bibel-Prediger«

Prediger Haymo Müller

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23.11.2020: Gebet — ein Zustand des Herzens

Obwohl unser Heiland alle Schätze der Weisheit besaß, hinterließ er der Menschheit nur wenige Lehren. Er wusste wohl, dass der Wille unseres Herzens und die Begierde unseres Lebens dieser Welt zugekehrt sind und dass nichts uns zurechtbringen kann, als eine Hinwendung unseres Willens und Herzens zu Gott und dem Himmel, den wir verloren haben. Darum ruft er uns auf, uns selbst und das Leben dieser Welt zu verleugnen und an ihn, den Urheber einer neuen Geburt und eines neuen Lebens in uns, zu glauben. Auch nennt er uns die Gründe, warum wir uns selbst entsagen und unsere Erlösung als größte Freude unseres Herzens lieben sollen.

Tatsächlich hängt alles von unserem Willen und von unserem Herzen ab. Sie allein können Gott finden und verlieren. Alle unsere Frömmigkeit ist eine Frömmigkeit des Herzens. Sobald unsere Augen geöffnet sind, erkennen wir, dass – wie der Geist der Sehnsucht nach dem Leben dieser Welt Adam und uns zu armen Pilgern auf dieser Erde gemacht hat – der Geist des Gebets oder das sehnsüchtige Verlangen unseres Herzens nach Jesus Christus und Gott alle Fesseln entzwei bricht und uns aus dem Elend dieser Welt zu den Reichtümern der Ewigkeit emporhebt. Indem wir den Unterschied zwischen dem einstigen und unserem jetzigen Zustand wahrnehmen, drängt in uns alles zum Gebet, und das Verlangen unseres Herzens wird zum Geist des Gebets. Sobald der Geist des Gebets in uns geboren wird, ist das Gebet nicht nur eine Verrichtung dieser oder jener Stunde, es ist vielmehr ununterbrochenes Atmen des Herzens nach Gott. Der Geist des Gebets als ein Zustand des Herzens nimmt im Leben der Seele eine führende Stellung ein.

Ein ehrlicher Mensch kann seine Ehrlichkeit durch die Tat bezeugen. Aber auch wenn ihm dazu die Gelegenheit fehlt, bleibt sie der Grundsatz seines Herzens. In gleicher Weise nimmt der Geist des Gebets das Herz ununterbrochen in Beschlag. Auch wenn er sich gelegentlich an gewisse Gebetszeiten hält, ist sein Leben und Wirken doch in hohem Maße selbständig und nicht an bestimmte Stunden oder Formen gebunden.

Es wäre wohl der Mühe wert, einmal darüber nachzudenken, welchen Platz das Wort „ununterbrochen“ in unserem Leben einnehmen sollte. Denken wir zuerst an die ununterbrochene Liebesflut Gottes, die uns Menschen zuströmt, dann an unsere ununterbrochene, beständige Abhängigkeit von Gott jede Stunde unseres Lebens, dann an das ununterbrochene Absterben unserer verdorbenen Natur, dann an die ununterbrochene Inspiration des Heiligen Geistes, die das Leben Jesu Christi in uns erhält. Endlich an das ununterbrochene Dürsten des Herzens nach Gott im Gebet und unsere ununterbrochene, aus tiefem Herzen kommende Liebe zu ihm.