Der »Bibel-Prediger«

Prediger Haymo Müller

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27.11.2020: Das Beten

Die fruchtbarste Einführung, die ich als Hilfe oder Vorbereitung für den Geist des Gebets geben kann, bietet die Betrachtung der ursprünglichen Vollkommenheit, des unglücklichen Sündenfalls und der herrlichen Erlösung, über die wir schon früher gesprochen haben. Wirkliche Kenntnis dieser großen Wahrheiten ist besser, als alle menschliche Belehrung. Sie sollte allerdings nicht ohne Wirkung bleiben, sondern ein Unbehagen über deinen gegenwärtigen Zustand in dir hervorrufen, die irdischen Wünsche deiner Seele vertreiben und einem ehrlichen Suchen nach jener ersten Vollkommenheit Raum geben. Denn bevor du nicht zur wahren Erkenntnis dessen durchgedrungen bist, was du bist und sein solltest, und dein Herz nicht beständig nach Gott verlangt, kannst du nicht beten lernen.

Der einzig unfehlbare Weg, Schwierigkeiten, Prüfungen, dürre Zeiten oder Widerstände unserer verdorbenen Natur zu überwinden, ist der folgende: Erwarte nichts von dir selber, sondern alles von Gott, und verlasse dich in allen Dingen auf seine Hilfe. Halte an dieser Wahrheit fest, auch wenn du es mit Anfechtungen oder Auflehnung der Natur zu tun bekommst, wird dir durch alles hindurch eine Vereinigung mit Gott geschenkt werden. Denn nichts kann uns schaden, es sei denn, wir erwarten das von den Umständen, was wir von Gott allein erwarten sollten. Diese Unsicherheit wird solange dauern, bis wir durch die Veränderung unseres Sinnes erkennen, dass in uns, das heißt in unserem Fleisch, tatsächlich nichts Gutes wohnt und wir kein eigenes Leben besitzen. Sobald wir zu dieser Überzeugung kommen, wird unser Geist voller Glaube, Hoffnung und Vertrauen in die alleinige Wirksamkeit des Geistes Gottes, auf deren Macht wir uns sowohl für das uns in Christus verheißene neue Leben, als für die Auferstehung unseres Leibes am Jüngsten Tag einzig verlassen.

Von allen Seiten hört man das Eingeständnis, dass wir zu wenig beten. Wie eigenartig, dass unser höchstes Vorrecht – die Gemeinschaft mit Gott im Gebet – für die einen Versagen und Last, für die andern bloße Form ohne Kraft bedeutet. Lasst es uns gesagt sein: Nichts von uns selbst, aber aufrichtigen Herzens alles von Gott erwarten, ist der erste Schritt zu dem Ziel. Statt uns mit Menschen oder uns selbst und unseren Bedürfnissen zu beschäftigen, lasst fortan Gott, seine Herrlichkeit und Liebe, den Mittelpunkt unserer Gedanken sein. So wird sich unser Gebet bald in Freude und Kraft verwandeln und unsere Prüfungen werden uns zum größten Segen, weil sie uns nötigen, auf Gott zu harren.