Der »Bibel-Prediger«

Prediger Haymo Müller

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28.11.2020: Ein Prüfstein der Wahrheit

Ich will dir folgenden unfehlbaren Prüfstein geben, an dem du alles auf seine Wahrheit hin erproben kannst. Ziehe dich von der Welt und von jeglichem Umgang mit Menschen zurück, halte alle bisherigen Regungen deines Herzens und Geistes in Zucht und verharre während eines ganzen Monats so ununterbrochen als möglich folgenderweise im Gebet: Bete häufig auf den Knien; ob du sitzst, stehst oder gehst, rufe ununterbrochen, ernstlich und mit verlangendem Herzen zu Gott, er möge sich in seiner Güte dir zu erkennen geben und aus deinem Herzen jede Form und jeden Grad von Hochmut – stamme er nun von bösen Geistern oder von deiner eigenen verdorbenen Natur – wegnehmen und dir die tiefste Wahrheit jener Demut verleihen, die sein Licht und seinen Heiligen Geist ertragen kann.

Weise jeden Gedanken zurück, der sich nicht auf diese Dinge bezieht, und bitte mit der gleichen Inbrunst, wie geplagte Menschen Befreiung von ihrem Leiden ersehnen und erbitten.

Das schmerzliche Gefühl, das wir über uns selbst empfinden und das uns durch Gottes Erleuchtung in einen wachen Zustand der Empfänglichkeit versetzt, ist wie die Glut und das Licht, an dem sich unser Gebetsgeist entzündet. So wie dieses innere Feuer zu brennen beginnt, empfinden wir vorerst nichts als Schmerz, göttlichen Zorn, Dunkelheit. Alles, was unser erstes Gebet auszudrücken vermag, ist ein Gefühl der Reue, der Selbstanklage, des Bekenntnisses, der Demütigung. Überwältigt von der eigenen Not ist es lauter Demut.

Diesem Gebet der Demut begegnet die göttliche Liebe. Gottes Barmherzigkeit umfängt es und verwandelt es in Lobpreis und Danksagung. Und wenn in diesem Zustand der Inbrunst alle irdischen Leidenschaften und Begierden zerschmolzen sind und in der Seele nur noch die eine Neigung besteht, sich am HEerrn allein zu freuen, verändert sich dein Gebet ein zweites Mal.

Es ist nun so nahe bei Gott und in der Gemeinschaft mit ihm, dass es weniger betet, als einfach in Gott lebt. Dieses Beten ist nicht mehr an bestimmte Handlungen, Orte, Zeiten und Worte gebunden, sondern ist das Tun unseres ganzen Wesens, das beständig aus der Fülle des Glaubens, in Reinheit der Liebe und völliger Ergebung lebt, nichts tun und sein will, als was dem Geliebten gefällt. Dies ist der reifste Zustand des Geistes des Gebets und die höchste Vereinigung mit Gott in diesem Leben.

Gebet bedeutet nicht nur, bestimmte Bitten vor Gott zu bringen. Es enthüllt auch unsere Tauglichkeit zur Gemeinschaft mit Gott. In tiefer Demut, die weiß, dass sie nichts ist, beginnend, wünscht es sich nur eines: Gott in seiner Liebe zu begegnen, sich ununterbrochen und von ganzem Herzen ihm hinzugeben und nichts zu tun und zu sein, als was und wie es dem Geliebten gefällt.